4. März 2014

Finde DEINE Berufung! - Offene Worte

Der Countdown zum Abi läuft! Nächste Woche geht es für meine beiden diesjährigen Abikurse los: das schriftliche Abitur. Ich bin mir sicher, dass jeder von ihnen seinen Weg finden wird, mit dem inneren und von außen auf sie einwirkenden Stress umzugehen und ein für sich persönlich gutes Resultat erzielen wird. Das kriegen die hin! Schließlich wissen sie ja, was von ihnen erwartet wird. Sie wurden in den letzten Jahren darauf hintrainiert. Und diejenigen, die den Anpassungsprozess erfolgreich und mit relativ wenig Reibungsverlust erlebt haben, gehen besonders zuversichtlich in diese Prüfungserfahrung. 

Interessant ist, dass immer wieder die besten Schüler nicht unbedingt diejenigen sind, die später als erfolgreich erlebt werden. (An dieser Stelle ist noch kurz der Begriff des Erfolgs zu klären: Erfolg kann nur von jedem Einzelnen definiert werden, denn Erfolg zu haben ist, dass du deine dir gesteckten Ziele erreichst. Bist du also beispielsweise Mama oder Papa in der Elternzeit, kannst du diese intensive Zeit mit deinen Kindern als sehr erfolgreich erleben, wenn dein Ziel die intensive Beschäftigung mit deinen Kindern ist.) Woran liegt das?

Ein Faktor ist sicherlich, dass Anpassung in weiten Bereichen der Gesellschaft - auch im Elternhaus - "belohnt" wird. Verhält sich ein Kind so, wie wir es wünschen, wird es belohnt. Verhält sich ein Mitarbeiter so, wie es von ihm erwartet wird, dann wird er mit Zuspruch oder anderen Formen der Anerkennung belohnt. So funktioniert gesellschaftliches Zusammenleben und das ist per se sinnvoll. An dieser Stelle möchte ich keine  grundsätzliche Gesellschaftskritik anbringen, sondern eine Bewusstheit dafür schaffen, dass wir von vielfältigen Anpassungsmechanismen geprägt sind. Diese haben ihren Ursprung nicht zuletzt in der Evolution und haben dem Menschen hier schon überlebenswichtige Dienste erwiesen. 

Interessant wird es schließlich, wenn Menschen, oft in der zweiten Hälfte ihres Lebens, sich auf die Suche nach ihrer Berufung machen; entweder von einem Burnout, d.h. von ihrem Körper dazu "überredet" oder von permanenter Unzufriedenheit und Frust zur Veränderung getrieben. Das Finden der Berufung ist eine große, weil lebensverändernde Sache. Wer seine Berufung sucht, ist auf der Suche nach sich selbst. Das impliziert, dass er/sie sich verloren hat. Macht einerseits keinen Sinn, denn wenn du in den Spiegel oder an dir hinunter schaust, kannst du ganz klar sehen, dass du da bist. Doch vielleicht kannst du dich nicht mehr so spüren, dass es sich gut und nach dir anfühlt. Vielleicht ist die Person im Spiegel nicht die, die du sein möchtest. Vielleicht hast du das Gefühl, dich auf der Reise durch dein Leben verloren zu haben. Wir verändern uns ständig, Tag für Tag. Wir sind eine Ansammlung von Zellen, die unentwegt im Begriff ist, sich zu teilen. Leben ist Veränderung! Und dennoch tendieren wir dazu - meinereiner eingeschlossen - diesen natürlichen Aspekt unserer Existenz auszublenden. Vielleicht machen wir das, um Sicherheit zu empfinden. Vielleicht machen wir das, um eine Komfortzone zu errichten, in der wir möglichst wenig Energie verbrauchen, um zu überleben. Vielleicht machen wir das, um nicht verrückt zu werden, um zur Ruhe zu kommen! Sicherlich hat es einen guten Grund, warum wir den natürlichen Prozess der Veränderung nicht ständig wahrnehmen. 

Und dennoch bremst uns diese mangelnde Bewusstheit in Bezug auf unsere ganz persönliche Ausprägung der Anpassung, wenn wir uns auf die Suche nach unserer Berufung machen; wenn wir versuchen, WIRKLICH wir, WIRKLICH authentisch zu sein. Der "Ruf" nach Berufung geht von uns selbst aus, d.h. die Antwort liegt in uns. Und um die Essenz unseres Selbst erkennen zu können, dürfen wir uns frei machen von all den angepassten Glaubenssätzen wie "Damit kann man doch kein Geld verdienen!" - "Das Leben ist kein Ponyhof!" - "Arbeit ist halt Arbeit!" - "Such dir einen sicheren Job!" - "Du kannst dir ja ein Hobby zum Ausgleich suchen!" - "Wenn ich dann in Rente bin, habe ich Zeit für all die schönen Dinge!" 

Das Abitur ist in Sichtweite und meine Schüler kommen nach und nach auf mich zu, um sich über  Möglichkeiten nach ihrem Schulabschluss auszutauschen. Recht irritiert lausche ich den Gedankenströmen der jungen Leute, die von Einstellungs- und Aufstiegschancen, Gehältern und Sicherheiten sprechen. Hat sich wirklich etwas verändert? Oder sind das die gleichen Abiturienten wie vor x Jahren? Wo sind die kreativen Köpfe, die Weltveränderer, die Neugierigen, die Mutigen? Tief in uns verborgen sind sie!

Ich habe mich in den letzten Monaten mit Hacke und Schaufel ausgerüstet und grabe! Ich grabe und grabe, bis ich das gefunden habe, was ich einst mit einschränkenden Glaubenssätzen, gedanklichen Konstruktionen von der Welt um mich herum zugedeckt habe. Ich grabe, bis ich meine Berufung kenne, bis ich diese Facette meiner Persönlichkeit kenne! Und solange schreibe ich diesen Blog! 

Lasst uns unseren Kindern Dinge sagen wie: "Wähle einen Beruf, den du liebst, und du musst keinen einzigen Tag in deinem Leben arbeiten!" (Konfuzius) und beeinflussen wir ihre Sicht auf die Welt, ihre Sicht auf das berufliche Leben POSITIV! Anstatt sie mit "Das Leben ist kein Zuckerschlecken!" oder Ähnlichem zuzumüllen und ihnen ein glückliches Leben zu erschweren - UND UNS EBENSO! 

Schön, dass du bereit bist, Bewusstheit in dein Leben zu lassen! Schön, dass du mich beim Graben begleitest und unterstützt!

Grabend und glücklich - wie du! 

Nicole
  
Lies das Folgende nur, wenn du heute noch mehr eindeutige Worte "verträgst"!
Etwas aus der Faktenküche: 
Eine Studie der Ruhruniversität Bochum zu beruflichen Lebenszielen und Leistungspotentialen von 20 000  Hochschulabsolventen fördert eine interessante Entwicklung zu Tage: Die Fähigkeit für Selbst- und Stressmanagement hat abgenommen, ebenso der Anteil potentieller Führungskräfte. Natürlich, denn zwischen Selbstmanagement und Führung gibt es einen direkten Zusammenhang. Da kann ich nur sagen: Raus aus der Angepasstheit, rein in DEINE Vorstellung von Leben! Raus aus der Komfortzone, rein in die grenzenlose Eigenverantwortung! Jeder von uns - ob jung oder alt - darf (wieder) lernen, für sich selbst du denken, sich selbst zu managen!
vgl. Wottawa et. al.: "Berufliche Lebensziele und Leistungspotentiale junger Hochschulabsolventen", Wirtschaftspsychologie 3/2011, S. 85-111.








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